Ist Cannabis in Spanien wirklich legal? Die überraschende Wahrheit 

by Lucy 25. April 2025

Ist Cannabis in Spanien legal? Diese Frage lässt sich nicht einfach mit Ja oder Nein beantworten, denn die Realität ist überraschend komplex. Während etwa 18% der spanischen Bevölkerung zwischen 15 und 34 Jahren Cannabis konsumieren, befindet sich das Land in einer rechtlichen Grauzone.

Tatsächlich existieren mehr als 1.600 Cannabis Social Clubs im Land, jedoch ist der Konsum nur in privaten Räumen entkriminalisiert. Der öffentliche Konsum bleibt weiterhin illegal. Diese besondere Situation hat Spanien zu einem der interessantesten Beispiele für alternative Cannabispolitik in Europa gemacht - mit einem geschätzten wirtschaftlichen Potenzial von über 3,3 Milliarden Euro bei einer vollständigen Legalisierung. 

In diesem Artikel klären wir die wichtigsten Fragen zum rechtlichen Status von Cannabis in Spanien und erläutern, was erlaubt ist und was nicht.

 

Was sagt das Gesetz wirklich? 

Die spanische Gesetzgebung zu Cannabis präsentiert sich als faszinierend widersprüchlich. Anders als in vielen europäischen Ländern folgt Spanien beim Thema Cannabis einem besonderen rechtlichen Ansatz, der sowohl Toleranz als auch strikte Grenzen setzt.

 

Cannabis ist nicht legal, aber auch nicht komplett verboten 

Die rechtliche Situation lässt sich am besten so zusammenfassen: Cannabis ist in Spanien nicht legal – aber gleichzeitig auch nicht vollständig illegal. Diese paradoxe Situation existiert, weil das spanische Recht eine wichtige Unterscheidung trifft. Grundsätzlich gilt: 

  1. 1. Privater Konsum und Besitz in angemessenen Mengen (bis zu 100 Gramm) ist legal 
  2. 2. Privater Anbau für den Eigenbedarf ist dank einer rechtlichen Lücke erlaubt 
  3. 3. Verkauf und Import jeglicher Menge Cannabis ist eine Straftat, die mit Gefängnis bestraft werden kann 
  4. 4. Öffentlicher Konsum wird als Ordnungswidrigkeit eingestuft und mit Geldstrafen zwischen 600 und 30.000 Euro sowie Beschlagnahmung des Produkts geahndet 

 

Bemerkenswert ist, dass Cannabis überhaupt nicht durch spezifische Regelungen erlaubt ist - vielmehr ist es schlicht nicht verboten, bestimmte Handlungen damit vorzunehmen. Diese subtile, aber entscheidende Unterscheidung schafft den rechtlichen Spielraum, in dem sich Spaniens Cannabiskultur entfaltet. 

Es ist außerdem wichtig zu verstehen, dass Spanien als dezentralisierter Staat aus verschiedenen autonomen Gemeinschaften besteht, die teilweise unterschiedliche Gesetze erlassen können. Dies führt zu regionalen Unterschieden in der Handhabung der Cannabisgesetze. Ein anschauliches Beispiel: 2017 versuchte die katalanische Regierung, den Cannabisgebrauch, -anbau und -vertrieb für lizenzierte Clubs zu regulieren. Allerdings wurde dieses Gesetz vom Verfassungsgericht rasch wieder aufgehoben, da es in die Kompetenzen der spanischen Zentralregierung eingriff.

 

Unterschied zwischen Entkriminalisierung und Legalisierung 

Der Schlüssel zum Verständnis der spanischen Cannabispolitik liegt in der Unterscheidung zwischen Entkriminalisierung und Legalisierung – ein Unterschied, der oft missverstanden wird. 

Entkriminalisierung bedeutet, dass bestimmte Handlungen im Zusammenhang mit Cannabis nicht als Straftaten verfolgt werden. In Spanien wurden der private Konsum und Anbau kleiner Mengen für den Eigenbedarf bereits in den 1970er Jahren entkriminalisiert. Diese Handlungen können jedoch weiterhin als Ordnungswidrigkeiten geahndet werden, insbesondere wenn sie in der Öffentlichkeit stattfinden. 

Legalisierung hingegen würde bedeuten, dass der Umgang mit Cannabis vollständig legal ist und durch spezifische Gesetze reguliert wird. Dies ist in Spanien nicht der Fall. Der Artikel 368 des spanischen Strafgesetzbuchs stellt den Anbau von Cannabis unter Strafe, wenn er den illegalen Konsum von Drogen fördert, begünstigt oder erleichtert, mit Gefängnisstrafen von drei bis sechs Jahren. 

Ein weiterer Unterschied zeigt sich darin, wie das spanische Gesetz mit verschiedenen Handlungen umgeht: 

  • Alle Handlungen im Zusammenhang mit Cannabis, die nicht Verkauf oder Handel betreffen, gelten nicht als Straftaten, sondern normalerweise als Ordnungswidrigkeiten, die mit Geldstrafen belegt werden 
  • Kommerzielle Aktivitäten wie Verkauf und Handel bleiben vollständig illegal und werden strafrechtlich verfolgt[53] 

 

Diese rechtliche Grauzone hat zur Entstehung der sogenannten "Cannabis Social Clubs" geführt. Diese Vereine nutzen rechtliche Lücken im spanischen Gesetz und operieren als technisch-legale private Kollektive. Sie bauen Cannabis im Auftrag ihrer Mitglieder an und verteilen die Ernte im Austausch gegen die Produktionskosten, wodurch die rechtliche Einstufung als "Verkauf" vermieden wird. 

Der rechtliche Status dieser Clubs bleibt jedoch ungewiss und unterliegt je nach Fall, Richter und Region unterschiedlichen Auslegungen. Der Oberste Gerichtshof Spaniens stellt klar, dass "organisierter, institutionalisierter und anhaltender Anbau und Vertrieb von Cannabis innerhalb eines für neue Mitglieder offenen Vereins als Drogenhandel betrachtet wird". 

Diese Komplexität zeigt, warum viele legitime Anbauer und Konsumenten in Spanien sich klarere Gesetze wünschen, anstatt in einer unklaren rechtlichen Grauzone zu operieren.

 

Was ist erlaubt – und was nicht? 

Während das spanische Cannabisgesetz auf den ersten Blick verwirrend erscheint, lassen sich die praktischen Regelungen klar definieren. Aufgrund der rechtlichen Grauzone ist es besonders wichtig zu verstehen, welche konkreten Handlungen erlaubt sind und welche Konsequenzen drohen. Ich stelle die wichtigsten Fakten zusammen.

 

Privater Konsum: Was ist erlaubt? 

Der private Cannabiskonsum in Spanien befindet sich in einem rechtlichen Schwebezustand. Grundsätzlich gilt: In den eigenen vier Wänden oder anderen nicht-öffentlichen Räumen ist der Konsum von Cannabis entkriminalisiert. Das bedeutet, der Konsum im privaten Bereich ist faktisch erlaubt. 

Allerdings handelt es sich nicht um eine vollständige Legalisierung. Vielmehr nutzt das spanische Gesetz einen rechtlichen Freiraum – der Konsum im privaten Raum ist weder ausdrücklich legal noch illegal. Die Rechtsprechung des Obersten Gerichtshofs hat diesen Bereich als straffrei eingestuft, solange keine Absicht zum Handel besteht. 

Wichtig zu verstehen ist: Privater Konsum bezieht sich ausschließlich auf den nicht-öffentlichen Raum. Dazu zählen: 

  • Die eigene Wohnung oder das Haus 
  • Private Clubs mit Zugangsbeschränkung 
  • Nicht einsehbare Privatgrundstücke 

 

Öffentlicher Konsum: Was droht? 

Der Konsum von Cannabis an öffentlichen Orten ist in Spanien eindeutig verboten. Wer beim Kiffen in der Öffentlichkeit erwischt wird, muss mit erheblichen Konsequenzen rechnen. Die spanische Gesetzgebung zum Schutz der öffentlichen Sicherheit stuft den Konsum oder Besitz von Cannabis in der Öffentlichkeit als schwerwiegenden Verstoß ein. 

Die Strafen für öffentlichen Cannabiskonsum sind beträchtlich: 

  • Geldstrafen zwischen 600 und 30.000 Euro 
  • Beschlagnahmung des Cannabis 
  • Bei Minderjährigen: Mögliche Aussetzung der Geldstrafe bei freiwilliger Teilnahme an einem Rehabilitations- oder Behandlungsprogramm 

 

Darüber hinaus kann die Polizei auch dann einschreiten, wenn der Konsum nicht direkt in der Öffentlichkeit stattfindet, aber von öffentlichen Orten aus sichtbar ist – beispielsweise auf einem einsehbaren Balkon.

 

Wie viel Gramm sind erlaubt? 

In Spanien gilt eine Obergrenze von 100 Gramm für den persönlichen Besitz von Cannabis. Diese Menge wird als angemessen für den Eigenkonsum über einen Zeitraum von 3-5 Tagen betrachtet. Wichtig zu wissen ist, dass diese 100-Gramm-Grenze nicht explizit im Gesetz festgeschrieben, sondern aus der Rechtsprechung des Obersten Gerichtshofs aus dem Jahr 2015 abgeleitet ist. 

Bei dieser Mengenangabe sind jedoch einige Punkte zu beachten: 

  • Die 100-Gramm-Regel gilt nur für Cannabis, nicht für andere psychoaktive Substanzen 
  • Diese Menge ist nur im privaten Bereich erlaubt 
  • Der Besitz dieser Menge in der Öffentlichkeit kann trotzdem zu Geldstrafen führen 
  • Besitz von mehr als 100 Gramm kann als Hinweis auf Drogenhandel gewertet werden und zu strafrechtlichen Konsequenzen führen 

 

Was gilt für den Anbau zu Hause? 

Der Anbau von Cannabis zu Hause bewegt sich ebenfalls in einer rechtlichen Grauzone. Nach spanischem Recht ist der Cannabisanbau grundsätzlich strafbar, es sei denn, er erfolgt an nicht-öffentlich einsehbaren Orten und dient ausschließlich dem persönlichen Konsum. 

Für den Heimanbau gelten folgende Regeln: 

  • Der Anbau muss in privaten Räumen erfolgen 
  • Die Pflanzen dürfen von außen nicht sichtbar sein 
  • Die Ernte darf ausschließlich dem Eigenkonsum dienen 
  • Anbau an sichtbaren Orten (z.B. Balkone) gilt als schwerer Verstoß und kann mit Geldstrafen zwischen 601 und 30.000 Euro geahndet werden 

 

Hinsichtlich der Anzahl der erlaubten Pflanzen gibt es unterschiedliche Angaben. Einige Quellen nennen eine Obergrenze von zwei Pflanzen pro Person im Haushalt, während andere betonen, dass das Gesetz keine spezifische Zahl vorgibt. Entscheidend ist letztlich der "gesunde Menschenverstand" – je mehr Pflanzen angebaut werden, desto wahrscheinlicher ist die Annahme eines kommerziellen Zwecks. Generell wird empfohlen, maximal drei Pflanzen im eigenen Zuhause zu kultivieren. 

Bei Kontrollen beurteilen die Behörden anhand der Menge und des Erntezustands, ob die Pflanzen dem Eigenkonsum oder dem Verkauf dienen. Zeigen die Pflanzen beispielsweise Anzeichen vollständiger Ernte, wird die Polizei eher von einer Vertriebsabsicht ausgehen und entsprechende Anklagen wegen Drogenhandels erheben. 

Obwohl der Anbau für den Eigenbedarf also technisch toleriert wird, bleibt er rechtlich in einer Grauzone – eine Situation, die viele Konsumenten in Spanien als unbefriedigend empfinden.

 

Cannabis Social Clubs in Spanien 

Inmitten der rechtlichen Grauzone haben sich in Spanien einzigartige Institutionen entwickelt: die Cannabis Social Clubs. Diese Vereinigungen stellen eine faszinierende Alternative zur vollständigen Legalisierung oder strikten Prohibition dar und nutzen rechtliche Lücken im spanischen Gesetz auf bemerkenswerte Weise.

 

Was sind Cannabis Social Clubs? 

Cannabis Social Clubs (CSCs) sind nicht-gewinnorientierte Organisationen, die ihren Mitgliedern einen privaten Raum für den gemeinsamen Anbau und Konsum von Cannabis bieten. Sie basieren auf dem juristischen Prinzip des "gemeinsamen Konsums" (shared consumption) – während persönlicher Konsum keine Straftat darstellt, wird auch der kollektive Konsum in privater Umgebung nicht bestraft. 

Diese Clubs operieren nach einem gemeinschaftsorientierten Modell, das sich grundlegend von kommerziellen Cannabis-Verkaufsstellen unterscheidet. Sie bauen Cannabis im Auftrag ihrer Mitglieder an und verteilen die Ernte im Austausch gegen die Produktionskosten – wodurch sie die rechtliche Einstufung als "Verkauf" vermeiden können. 

Spanien beheimatet landesweit über 1.400 Cannabis-Vereinigungen laut Nationalem Drogenplan. Die meisten konzentrieren sich im Norden, besonders in Katalonien mit mehr als 500 Vereinigungen. Allein in Barcelona existieren etwa 400 Cannabis Social Clubs und zahlreiche "illegale Social Clubs", insgesamt rund 600 Einrichtungen.

 

Wie wird man Mitglied? 

Der Beitrittsprozess zu einem Cannabis Social Club folgt meist diesem Ablauf: 

  1. 1. Initialkontakt: Entweder durch Empfehlung eines bestehenden Mitglieds oder durch direkte Anfrage bei einem Club 
  2. 2. Bewerbungsgespräch: Ein kurzes Interview über den aktuellen Cannabiskonsum und eine kleine Einweisung über den sicheren Konsum 
  3. 3. Identitätsnachweis: Vorlage eines gültigen Ausweisdokuments (Personalausweis, Reisepass) – Kopien oder Handyfotos werden nicht akzeptiert
  4. 4. Mitgliedsbeitrag: Zahlung einer Jahresgebühr, typischerweise zwischen 20 und 50 Euro pro Person 

 

Grundsätzlich gilt: Nach spanischem Recht kann jeder ab 18 Jahren Mitglied werden, allerdings verlangen die meisten Clubs ein Mindestalter von 21 Jahren. Darüber hinaus prüfen einige Clubs auch den Wohnsitz oder fordern einen Nachweis über Cannabis-Erfahrung.

 

Was darf man dort konsumieren? 

In einem Cannabis Social Club erhalten Mitglieder Zugang zu verschiedenen Cannabis-Produkten. Wichtig zu verstehen ist: Technisch gesehen "kauft" man kein Cannabis – stattdessen spendet man an den Club, der diese Mittel als "Cannabis-Dividenden" zur Nutzung innerhalb des Clubs zurückgibt. 

Die Clubs bieten typischerweise: 

  • Verschiedene Cannabis-Sorten hoher Qualität 
  • Einen sicheren, kontrollierten Konsumraum 
  • Informationen über verantwortungsvollen Konsum 
  • Oft zusätzliche Getränke und Snacks 

 

Cannabis Social Clubs sind jedoch weit mehr als nur Orte zum Kiffen. Sie funktionieren häufig als Gemeinschaftszentren oder private Rückzugsorte, in denen sich Mitglieder austauschen und wertvolle Gespräche führen. Viele Clubs veranstalten Bildungsseminare zu Themen wie Cannabis-Recht, gesundheitlichen Aspekten und Richtlinien für sicheren Konsum. Manche organisieren zusätzlich Kunstausstellungen, Musikveranstaltungen und Wellness-Aktivitäten wie Yoga oder Meditation.

 

Sind Touristen zugelassen? 

Laut offiziellen Regelungen sollten Cannabis Social Clubs nur für Einheimische zugänglich sein. Tatsächlich ist es jedoch für Touristen oft möglich, Mitglied zu werden. Allerdings bewegt sich diese Praxis in einer rechtlichen Grauzone. 

Für den Beitritt als Tourist gilt: Theoretisch muss man nicht in Spanien wohnen oder spanischer Staatsbürger sein. Bei der Registrierung kann die Adresse des Hotels oder der Unterkunft angegeben werden. Jedoch haben einige Städte strengere Regeln – in Barcelona beispielsweise benötigt man theoretisch eine Adresse, die man vorlegen kann. 

Die Zukunft der Cannabis-Clubs für Touristen ist ungewiss. Der neue Bürgermeister von Barcelona, Jaume Collboni, kündigte 2023 an, alle Cannabis Social Clubs in der Stadt zu schließen. Sein Stellvertreter bezeichnete den Cannabiskonsum als "grundlegendes Element der Konfliktualität" in der Stadt. Diese Ankündigungen führten zu Protesten von lokalen Organisationen und Verbänden der Cannabis-Clubs. 

Trotz dieser Herausforderungen zieht das "Club-Modell" weiterhin Cannabiskonsumenten aus aller Welt an. Das System der Cannabis Social Clubs in Spanien bedient Schätzungen zufolge über 4 Millionen Nutzer und zieht jährlich Touristen an, deren Zahl auf zwischen 6,6 und 12,4 Millionen Konsumenten geschätzt wird.

 

Medizinisches Cannabis: Realität oder Mythos? 

Trotz der Grauzone im Freizeitkonsum hat Spanien einen komplexen Umgang mit medizinischem Cannabis entwickelt. Während in vielen europäischen Ländern die medizinische Verwendung bereits klar geregelt ist, befindet sich Spanien noch in einer Übergangsphase mit erheblichen Einschränkungen für Patienten.

 

Welche Produkte sind zugelassen? 

Aktuell sind in Spanien nur zwei Cannabis-basierte Medikamente offiziell zugelassen: 

  • Sativex: Ein orales Spray mit Dronabinol und Cannabidiol im Verhältnis 1:1, das 2010 zugelassen wurde. Es wird ausschließlich zur Behandlung von Spastik bei Multipler Sklerose verschrieben. 
  • Epidyolex: Eine orale Lösung mit Cannabidiol, die bei Epilepsie eingesetzt wird. Sie ist für Erwachsene, Jugendliche und Kinder ab zwei Jahren zugelassen. 

 

In besonderen Ausnahmefällen können außerdem Nabilon und Dronabinol importiert werden, beispielsweise für schwere Multiple Sklerose oder als Antiemetikum bei Krebsbehandlungen. 

Allerdings hat das spanische Gesundheitsministerium im Oktober 2024 einen Entwurf für ein königliches Dekret vorgelegt, das die medizinische Verwendung von Cannabis erweitern soll. Der Entwurf sieht standardisierte Cannabis-Zubereitungen vor, die jedoch nur in Form von Ölen oder ähnlichen Formulierungen erhältlich sein werden – keine Blüten, wie sie in Deutschland oder Italien verfügbar sind.

 

Wer bekommt ein Rezept? 

Die Zugangsbeschränkungen für medizinisches Cannabis in Spanien sind erheblich. Gemäß dem neuen Dekret-Entwurf sollen Cannabis-Präparate nur für folgende Erkrankungen verschrieben werden dürfen: 

  1. Spastik bei Multipler Sklerose 
  2. Schwere, therapieresistente Epilepsie 
  3. Übelkeit und Erbrechen durch Chemotherapie 
  4. Chronische, therapieresistente Schmerzen 

 

Obwohl Forschungen die Wirksamkeit von Cannabis bei weiteren Erkrankungen wie Fibromyalgie, Parkinson und Alzheimer nahelegen, werden diese im aktuellen Entwurf nicht berücksichtigt. Trotzdem enthält der Entwurf Bestimmungen zur dynamischen Weiterentwicklung, sodass künftig weitere Anwendungsgebiete hinzukommen könnten. 

Wichtig zu wissen: Nicht jeder Arzt darf Cannabis verschreiben. Nur Fachärzte haben diese Befugnis, was den Zugang zusätzlich erschwert. Hinzu kommt, dass Cannabis-Präparate ausschließlich über Krankenhausapotheken abgegeben werden sollen – ein weiteres Hindernis für viele Patienten. 

Tatsächlich zeigt sich eine drastische Diskrepanz zwischen dem offiziellen System und der Realität: Von der spanischen Sozialversicherung wird lediglich Sativex kostenlos abgegeben – und dies auch nur für MS-Patienten zur Behandlung von Spastik, und nur wenn andere Therapien versagt haben.

 

Warum viele Patienten auf Clubs ausweichen 

Die strengen Zugangsbeschränkungen haben dazu geführt, dass tausende Patienten mit verschiedensten Erkrankungen auf alternative Wege ausweichen müssen, um Cannabis für ihre Behandlung zu erhalten. 

Hauptursachen für das Ausweichen auf Cannabis Social Clubs sind: 

  • Klinische Einschränkungen: Fehlende Studien zur Wirksamkeit bei vielen Erkrankungen 
  • Wirtschaftliche Hürden: Exorbitant hohe Preise für offizielle Präparate 
  • Rechtliche Barrieren: Fehlende Zulassung in der Mehrheit der Fälle 
  • Zugangsbarrieren: Lange Wartezeiten für Facharzttermine – teilweise bis zu zwei Jahre 

 

Die Cannabis Social Clubs bieten eine praktische Alternative für Patienten. Studien deuten darauf hin, dass die Clubs sogar positive Auswirkungen auf gesundheitsbezogene Ergebnisse haben können, indem sie sicherere Produkte und verantwortungsvolle Konsumpraktiken fördern. 

Allerdings droht dieses informelle System ins Wanken zu geraten. Die aktuellen Regulierungsbemühungen für medizinisches Cannabis in Spanien sehen keine Einbeziehung der Cannabis Clubs vor, die für viele Patienten die Hauptquelle ihres medizinischen Cannabis darstellen. Gleichzeitig versucht beispielsweise die Stadtverwaltung von Barcelona aktiv, die hunderten Cannabis-Clubs in der Stadt zu schließen. 

Diese widersprüchliche Situation führt zu erheblicher Unsicherheit für Patienten. Einerseits schreitet Spanien mit Regulierungen für medizinisches Cannabis voran, andererseits bleiben die Zugangshürden hoch und die vorhandenen funktionierenden Alternativen werden bekämpft. 

Besonders problematisch: Die vorgeschlagenen Regelungen schaffen ein System, das restriktiver ist als in Ländern wie Deutschland und deutlich eingeschränkter als in vielen Teilen Nordamerikas. 

Obwohl Spanien somit formal den Weg für medizinisches Cannabis ebnet, besteht zwischen Anspruch und Wirklichkeit eine erhebliche Kluft. Für viele Patienten bleibt der Zugang zu medizinischem Cannabis trotzdem mit erheblichen Hürden verbunden.

 

Cannabis auf Reisen: Was Touristen wissen müssen 

Für Touristen stellt sich die Frage nach dem legalen Status von Cannabis in Spanien aus einer anderen Perspektive. Besonders wichtig sind die Reisebestimmungen, lokale Unterschiede und das Verhalten bei Kontrollen – Aspekte, die über entspannte Ferien oder unangenehme Konsequenzen entscheiden können.

 

Darf man Cannabis nach Spanien mitbringen? 

Die kurze Antwort lautet: Nein. Das Mitbringen von Cannabis nach Spanien ist grundsätzlich verboten und kann strafrechtliche Konsequenzen haben. Der Import jeglicher Menge Cannabis ist eine Straftat, die mit Gefängnis bestraft werden kann. 

Allerdings gibt es eine wichtige Ausnahme für Patienten mit medizinischem Cannabis. Hierfür benötigen Reisende: 

  • Eine Genehmigung der spanischen Agentur für Arzneimittel und Gesundheitsprodukte (auf Spanisch: Agencia Española de Medicamentos y Productos Sanitarios) 
  • Einen personalisierten Brief oder ein Zertifikat des verschreibenden Arztes 
  • Bei Reisen im Schengen-Raum: Ein ausgefülltes Schengen-Formular gemäß Artikel 75 des Schengener Abkommens 

 

Das Zertifikat muss mit den Reisetagen übereinstimmen und ist je nach Reisedauer maximal 30 Tage gültig. Ohne diese Dokumente drohen auch bei medizinischem Cannabis hohe Geldstrafen und möglicherweise sogar Haftstrafen.

 

Was gilt auf Mallorca und den Kanaren? 

Entgegen der verbreiteten Annahme gelten auf Mallorca und den Kanarischen Inseln die gleichen Cannabisgesetze wie auf dem spanischen Festland. Dennoch bestehen einige praktische Unterschiede: 

Auf Mallorca haben sich, ähnlich wie in Barcelona, zahlreiche Cannabis Social Clubs etabliert. Diese Clubs bieten Mitgliedern einen sicheren und privaten Raum für den Cannabiskonsum. Jedes Jahr reisen Millionen von Touristen nach Mallorca – einige davon auf der Suche nach einem sicheren und privaten Weg, Cannabis zu genießen. 

Die Cannabis Social Clubs auf Mallorca operieren innerhalb des spanischen Rechtsrahmens und bieten eine sichere Alternative zum riskanten Straßenkauf. Allerdings müssen Touristen beachten: 

  • Die Mitgliedschaft ist theoretisch auf Einheimische beschränkt 
  • In der Praxis ist es für Touristen oft möglich, Mitglied zu werden 
  • Der Konsum darf ausschließlich in den privaten Räumlichkeiten des Clubs stattfinden 
  • Der öffentliche Konsum bleibt streng verboten 

 

Auf den Kanaren ist die Situation vergleichbar, wobei besonders auf Teneriffa und Gran Canaria ähnliche Club-Strukturen existieren.

 

Was passiert bei Polizeikontrollen? 

Bei Polizeikontrollen in Spanien drohen Cannabis-Konsumenten empfindliche Strafen. Besonders im Straßenverkehr werden strenge Maßstäbe angelegt. In Spanien gilt bei Drogenkontrollen im Verkehr eine Null-Toleranz-Politik. Ein positiver Speicheltest kostet 1.000 Euro, außerdem werden sechs von zwölf Punkten vom Führerschein abgezogen. 

Bei sichtlichem Einfluss von Cannabis zum Zeitpunkt der Kontrolle droht sogar eine Gefängnisstrafe. Die Polizei darf bei Verdacht auf Drogenkonsum Speicheltests durchführen, die unmittelbare Ergebnisse liefern. Diese werden später durch Laboranalysen bestätigt. 

Falls Sie in eine Kontrolle geraten, beachten Sie folgende Hinweise: 

  • Bewahren Sie Ruhe und bleiben Sie höflich 
  • Führen Sie keine Raucherutensilien (Pfeifen, Papier, Grinder) sichtbar im Auto mit 
  • THC ist fettlöslich, daher kann es helfen, vor der Fahrt etwas Fettiges zu essen oder den Mund mit Olivenöl zu spülen 
  • Zahnpflege ist wichtig – regelmäßiges Zähneputzen, Zahnseide und Mundspülung helfen 
  • Ihre persönlichen Daten müssen Sie der Polizei mitteilen, alles darüber hinaus ist freiwillig 

 

Während Spanien als "neues Amsterdam" und Ziel für Cannabis-Touristen bezeichnet wird, sollten Besucher die rechtlichen Risiken nicht unterschätzen. Die spanische Polizei hat keine Einwände gegen den privaten Konsum zu Hause oder in Clubs, geht jedoch konsequent gegen Verkauf und öffentlichen Konsum vor. 

Besonders in Katalonien, das als "Epizentrum des illegalen Marihuanamarktes in Europa" gilt, werden verstärkt Kontrollen durchgeführt. Ungefähr 70% aller spanischen Cannabis-Vereinigungen befinden sich in Katalonien, wo der Cannabiskonsum höher ist als im Rest des Landes.

 

Risiken und Grauzonen beim Kiffen in Spanien 

Die rechtlichen Grauzonen rund um Cannabis in Spanien schaffen ein komplexes Risikoprofil für Konsumenten. Obwohl der private Konsum entkriminalisiert ist, lauern zahlreiche juristische Fallstricke.

 

Was passiert bei Verstößen? 

Der Artikel 368 des spanischen Strafgesetzbuchs sieht für Cannabisanbau, der den illegalen Konsum fördert, Gefängnisstrafen von drei bis sechs Jahren vor. Tatsächlich variieren die Strafen je nach Art des Verstoßes erheblich: 

  • Öffentlicher Konsum oder Besitz: Geldstrafen zwischen 600 und 30.000 Euro 
  • Verkauf (bei Cannabis): Gefängnisstrafen von einem bis drei Jahren 
  • Bei erschwerenden Umständen: Haftstrafen bis zu 21 Jahren [214] 
  • Zusätzlich: Beschlagnahmung aller Substanzen, Werkzeuge und Gewinne 

 

Darüber hinaus droht bei bestimmten Berufen der Ausschluss. Jedoch können Haftstrafen reduziert werden, wenn der Täter zum Zeitpunkt der Festnahme drogenabhängig war und erfolgreich eine Therapie absolviert.

 

Wie streng wird kontrolliert? 

Die Kontrolldichte variiert regional stark. Insbesondere in Katalonien hat die mangelhafte Regulierung zu einem Anstieg illegaler Aktivitäten geführt. Im Jahr 2021 erfolgten 74% aller Beschlagnahmungen von Cannabispflanzen in Europa allein in Spanien. 

Während offiziell eine Obergrenze von 150 Kilogramm Cannabis pro Jahr für Clubs gilt, fehlen klare Überwachungsmechanismen. Die Polizei kann bei einer Inspektion feststellen, dass ein Club weniger als die legale Grenze besitzt, hat jedoch keine Möglichkeit, den Verkauf über längere Zeiträume zu kontrollieren. 

Nach Schätzungen von Experten halten sich etwa 70% der Cannabis-Clubs in Barcelona nicht an den Geist des Gesetzes. Diese Clubs dehnen die Bedeutung von "nur für Mitglieder" bis an die Grenzen aus, indem sie beispielsweise Touristen anwerben, die nur einmal kommen und nie zurückkehren.

 

Warum die Rechtslage oft verwirrend ist 

Die juristische Situation beim Kiffen in Spanien bleibt widersprüchlich. Einerseits bestimmt die Rechtsprechung, dass der Anbau für den Eigenkonsum nicht strafbar ist. Andererseits stuft die spanische Gesetzgebung zum Schutz der öffentlichen Sicherheit den Konsum oder Besitz als schwerwiegenden Verstoß ein. 

Erschwerend kommt hinzu, dass Spanien in verschiedene dezentralisierte autonome Gemeinschaften mit teilweise unterschiedlichen Gesetzen unterteilt ist. Versuche lokaler Verwaltungen, Cannabis-Clubs zu regulieren, scheitern regelmäßig am Verfassungsgericht oder der Zentralregierung. 

Diese Unklarheiten haben dazu geführt, dass viele legitime Anbauer und Konsumenten sich klarere Gesetze wünschen, anstatt in einer undurchsichtigen Grauzone zu operieren. Der rechtliche Status der Clubs bleibt unsicher und unterliegt je nach Fall, Richter und Region erheblichen Schwankungen.

 

Schlussfolgerung 

Zusammenfassend zeigt sich die spanische Cannabis-Gesetzgebung als faszinierendes Beispiel einer rechtlichen Grauzone. Private Konsumenten genießen bemerkenswerte Freiheiten, müssen allerdings strikte Grenzen beachten. Grundsätzlich gilt: Cannabis bleibt in Spanien weder komplett legal noch illegal. 

Die Cannabis Social Clubs bieten eine einzigartige Lösung für den kontrollierten Konsum. Dennoch steht dieses System unter zunehmendem Druck durch strengere Regulierungen, besonders in Städten wie Barcelona. Medizinische Cannabis-Patienten sehen sich weiterhin mit erheblichen Zugangshürden konfrontiert, obwohl erste Schritte zur offiziellen Regulierung unternommen werden. 

Tatsächlich präsentiert sich Spanien als Land der Gegensätze: Während der private Konsum toleriert wird, drohen bei öffentlichem Konsum empfindliche Strafen. Touristen müssen besonders vorsichtig sein und sich der lokalen Gesetze bewusst sein. Die Null-Toleranz-Politik im Straßenverkehr unterstreicht die Notwendigkeit verantwortungsvollen Verhaltens. 

Diese komplexe Situation verdeutlicht: Spaniens Cannabis-Politik befindet sich im Wandel. Klare gesetzliche Regelungen könnten sowohl Konsumenten als auch Behörden mehr Sicherheit bieten. Bis dahin bleibt es wichtig, die bestehenden Gesetze zu kennen und zu respektieren.

 

FAQs 

Q1. Ist der Cannabiskonsum in Spanien legal?

Der private Cannabiskonsum in Spanien ist entkriminalisiert, aber nicht vollständig legal. In privaten Räumen und speziellen Clubs ist der Konsum erlaubt, in der Öffentlichkeit jedoch verboten und strafbar. 

Q2. Wie funktionieren Cannabis Social Clubs in Spanien?

Cannabis Social Clubs sind nicht-gewinnorientierte Vereinigungen, die ihren Mitgliedern einen privaten Raum für den gemeinsamen Anbau und Konsum von Cannabis bieten. Sie operieren in einer rechtlichen Grauzone und nutzen das Prinzip des "gemeinsamen Konsums". 

Q3. Welche Regeln gelten für den Cannabisbesitz in Spanien?

In Spanien gilt eine Obergrenze von 100 Gramm für den persönlichen Besitz von Cannabis im privaten Bereich. Diese Menge wird als angemessen für den Eigenkonsum über einen Zeitraum von 3-5 Tagen betrachtet. In der Öffentlichkeit kann der Besitz jedoch zu Geldstrafen führen. 

Q4. Wie ist die Situation für medizinisches Cannabis in Spanien?

In Spanien sind nur wenige Cannabis-basierte Medikamente offiziell zugelassen, hauptsächlich für Multiple Sklerose und Epilepsie. Der Zugang ist stark eingeschränkt, weshalb viele Patienten auf alternative Wege wie Cannabis Social Clubs ausweichen. 

Q5. Was müssen Touristen bezüglich Cannabis in Spanien beachten?

Touristen sollten wissen, dass das Mitbringen von Cannabis nach Spanien verboten ist. Obwohl einige Cannabis Social Clubs Touristen aufnehmen, bewegt sich dies in einer rechtlichen Grauzone. Der öffentliche Konsum ist streng verboten und kann zu hohen Geldstrafen führen.

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