Prager Coffeeshops? Welche gibt es? Sind diese legal?
17. Juli 2018
Kiffen an der Moldau: Cannabis in Prag. Mehr als 1,2 Millionen Menschen leben in Prag. Die Hauptstadt der Tschechischen Republik begeistert Touristen aus aller Welt. Schließlich gilt Prag als Stadt der hundert Türme. Die malerische Metropole ist für ihre barocken Bauwerke und ihre gotischen Kirchen bekannt. Manche Reisende besuchen die tschechische Hauptstadt, die an der Moldau liegt, um Cannabis zu konsumieren. Allerdings änderte sich die Rechtslage in den vergangenen Jahren massiv. Daher klären wir Euch über die aktuelle Situation auf.
Rechtslage im Überblick
Tschechien führte bereits 2010 eine weitgehende Entkriminalisierung durch, die große Hoffnungen bei Konsumenten und Aktivisten weckte. Der Besitz und der Anbau von Cannabis galten im schlimmsten Fall als Ordnungswidrigkeit. Einheimische durften damals bis zu fünf Cannabis-Pflanzen anbauen, ohne dass sie ernsthafte strafrechtliche Folgen befürchten mussten. Die medizinische Anwendung von Cannabis-Produkten legalisierte der Staat schon im April 2013. Die liberale Gesetzgebung ermöglichte zwar keinen offenen Verkauf, trotzdem existierten Bars und Kneipen, in denen Reisenden ganz offen Marihuana und Haschisch erwerben konnten. Diese Zeiten sind leider vorbei.
Ab 2015 verschärfte der Gesetzgeber die geltenden Regelungen. Bis zu einer Trockenmasse von zehn Gramm ist zumeist keine strafrechtliche Verfolgung zu befürchten. Die Mitführung von Haschisch duldet der Staat ebenfalls. Hier gilt ein Richtwert von fünf Gramm. Der Handel und der Kauf solcher Substanzen bleibt aber illegal. Es droht eine strafrechtliche Verfolgung, die unter Umständen sogar zum Freiheitsentzug führen kann. Die erhoffte Liberalisierung blieb also aus, sodass sich Prag nicht zu einem Amsterdam im Osten entwickelte. Derzeit gibt es Bestrebungen, eine noch restriktivere Drogenpolitik durchzuführen, wobei sich konservative Politiker auf den Jugendschutz berufen.
Keine Coffeeshops in Tschechien
Aktivisten und Gewerbetreibende hofften in den vergangenen Jahren auf eine weitgehende Liberalisierung. Dieser Traum hat sich nicht erfüllt, sodass verschiedene Verkaufsstellen von der Polizei durchsucht und geschlossen wurden. Selbst Grow-Shops, in denen Zubehör für den Anbau von Cannabis angeboten wurde, traf diese erneute Kriminalisierung. Obwohl die Shops auf die neue Rechtslage reagierten, indem sie wichtige Utensilien wie Samen, Lampen und Literatur aus dem Sortiment nahmen, traf sie die volle Härte des Gesetzes.
Der Abgeordnete Jakub Frydrych, Vorsitzender der Tschechischen Nationalen Drogenbehörde (NPC), nutzte verschiedene Entscheidungen des Obersten Gerichtes, um scharfe Maßnahmen gegen Grow- und Coffee-Shops durchzuführen. Alleine im November 2013 schlossen die Behörden im Rahmen einer einzigen Operation rund 50 Läden. Dabei verhaftete die Polizei mehr als 19 Personen, die sie für den Cannabis-Handel verantwortlich machte. Viele Clubs, in denen recht offen mit Cannabis gedealt wurde, existieren heute nicht mehr.
Hanfindustrie im Nachbarland
Hanfpflanzen gedeihen bereits seit Jahrtausenden im Land. Im 20. Jahrhundert unterbrachen gesellschaftliche Umbrüche den Anbau für Jahrzehnte. Erst nach dem Fall des Eisernen Vorhangs schien ein neuer Anbau möglich. Bald entstand eine kleine Hanfindustrie, sodass auf tschechischen Feldern erneut Cannabis-Pflanzen wuchsen. In den ersten Jahren erzielten Bauern erstaunliche Ernteerfolge. Allerdings reduzierten sich die Anbauflächen in den kommenden Jahren massiv. Waren es 2006 noch 1.700 Hektar, sank die Fläche bis 2010 auf rund 200 Hektar. Mittlerweile reduzierten sich die Flächen erneut, was sich durch die verschärfte Gesetzeslage erklären lässt.
Trotzdem existiert weiterhin eine Hanfindustrie in Tschechien. Vor allem in Prag und in den Grenzgebieten gibt es eine rege Subkultur. In der tschechischen Hauptstadt gibt es jährliche Hanf-Festivals, auf denen Aussteller ihre legalen Produkte vorstellen. Ein Beispiel ist das alternative Evolution Festival, das jedes Jahr in Prag stattfindet. Dort präsentieren Händler ihre Waren, die auch in vielen Clubs der Stadt erhältlich sind. Tee, Kekse oder Bier aus Hanf gibt es nämlich weiterhin. Außerdem erfreuen sich Hanftextilien großer Beliebtheit. Solche Produkte können Reisende weiterhin in Prag erwerben. Cannabis und Haschisch bleiben weiterhin illegal, obwohl der Konsum oftmals toleriert wird.
Risiken für Reisende
In vielen Clubs der Hauptstadt gelten ungeschriebene Regeln. In den Discos und Bars von Prag wird das Kiffen oftmals geduldet. Verkäufer der illegalen Droge müssen aber mit einem Rauswurf rechnen. In verschiedenen Geschäften sind unterschiedliche Hanf-Snacks und Drinks erhältlich. Experten gehen davon aus, dass es mehr als 200 Hanf-Produkte gibt, die Reisende und Einheimische völlig legal erwerben dürfen. Darunter befinden sich Kuchen, Kekse und Riegel. Der THC-Anteil ist so stark reduziert, dass das High leider ausbleibt.
Auf vielen Märkten der Stadt gibt es die Droge, die dort offen angeboten und verkauft wird. In gewissem Umfang und auf manchen Märkten scheint der Staat den Verkauf von Cannabis weiterhin zu dulden. In Prag ist Haschisch und Marihuana noch immer in verschiedenen Bars und Läden erhältlich, wobei der illegale Verkauf nicht offen erfolgt. Oftmals frequentieren Dealer, die offiziell nichts mit den Betreibern zu tun haben, diese Orte.
Wegen der einfachen Verfügbarkeit von Cannabis sprechen Fachleute von entkriminalisierten Einkaufsmöglichkeiten für reisende Kiffer. In der Goldenen Stadt, die für ihre hellen Sandsteintürme bekannt ist, können Touristen die Droge kaufen. Legal ist das nicht. Beim Kontakt mit örtlichen Behörden drohen mindestens hohe Geldstrafen. Wer Cannabis konsumieren möchte, sollte sich dieser Risiken bewusst sein. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Gesetzeslage in Zukunft zum Besseren ändert. Bis dahin können wir Euch von solchen Einkäufen nur abraten.
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sehr guter bericht mit einem blick auf prag
aus drogenperspektive bzw. liberlisierung!